Schul- und Gemeindebibliothek Schlossmatte Hellbühlerstrasse 9 6017 Ruswil Tel: 041 495 26 76 info@bibliothek-ruswil.ch
Lesen sie hier die Buchtipps des Monats 2021 Lesen sie hier die Buchtipps des Monats 2020 Buchtipp des Monats März 2024 DAS VERBORGENE LEBEN DER FARBEN von Laura Imai Messina Mio, sieht die Welt in Farben. Wo andere ein schlichtes Rot sehen, kennt Mio von diesem Rotton zehn verschiedenen Abstufungen. Und sie alle mit einem einzigen Wort zu bezeichnen, erschein ihr als Fehler. Mio erkennt bald, dass es besser war, beim Kommunizieren auf Präzision zu verzichten. Sie wächst mit dem Rascheln der shiromukus, dem traditionellen Hochzeitsgewand der Japaner, in dem Atelier der Eltern auf. Diese bereiten Bräute auf den schönsten Tag des Lebens vor. Mio hört und sieht alles, macht sich aber im Atelier unsichtbar.  Aoi, dessen Vater ein Bestattungsinstitut leitet, wächst in einer Welt voller Wunder auf. Diese, ihm gezeigt von seinem Vater, lassen Aoi staunen über die Pflanzen und Tiere des Universums. Er erlebt mit sieben Jahren, dass der Tod etwas Schmerzliches ist, und sein Klassenkamerad, dessen Mutter im Sarg liegt, nun nicht mehr mit ihm spricht, weil Aoi ihn in dieser Situation gesehen hat. Endlich weiss er, welchen Beruf sein Vater hat. Er weiss auch das das Leben manchmal mehr schmerzt, als der Tod.  Eines Tages, begegnen sich Mio und Aoi, an Mios Arbeitsplatz. Sie arbeitet bei Pigment, einer Beratungsfirma. Aoi wendet sich an Mio, weil er die Räumlichkeiten in seinem Bestattungsinstitut renovieren will. Mio ist fasziniert von Aoi’s Augenfarbe und denkt noch auf dem Heimweg an ihn…….  Laura Imai Messina schreibt einen feinfühligen, magischen Roman, der Traditionelles mit der Lebensgeschichte von zwei Personen verbindet.  Lesen sie hier die Buchtipps des Monats 2022 Lesen sie hier die Buchtipps des Monats 2023 Buchtipp des Monats Januar 2024 AM TAG DES WELTUNTERGAS VERSCHLANG DER WOLF DIE SONNE von Sina Scherzant "Katha, wer bist du eigentlich?», oder später «Katha, wo bist du gerade?», sind die zwei zentralen Fragen, die sich der Leserschaft immer wieder stellen. Die junge Autorin beschreibt in ihrem dreiteiligen Debutroman direkt und unverblümt den innerlichen Twist, in den sich die jugendliche Protagonistin hineinmanövriert.  Katha mutet sich als selbsternannte Lebenshandwerkerin zu, in viele verschiedene Rollen zu schlüpfen. Allen voran übernimmt sie die Mutterrolle für ihre kleine Schwester und ist stets bemüht, es allen und allem um sie herum recht zu machen. Dabei schliesst sie ihre eigenen Sorgen, Ängste und vor allem auch ihre Wut auf das Leben mehr und mehr in sich hinein, bis sie von diesem «Fels», wie sie ihn nennt, beinahe erdrückt wird. Mittendrin, kommt dieses eine Jahr der Begegnung mit Angelica. Die lebensbejahende, mutige und fröhliche Frau scheint als einzige, Katha auch als Katha wahrzunehmen. Doch Angelica wird schwer krank und erneut droht alles zusammenzubrechen.  Im zweiten Teil wird es wild und chaotisch.  Schonungslos direkt beschreibt die Autorin das Gefühl der Ohnmacht, der Trauer und den Zustand kompletter Erschöpfung, in der sich Katha befindet. Man kann nicht anders, als auch den dritten und letzten Teil zu lesen, der sich 14 Jahre nach dem «Tag des Weltuntergangs» abspielt…  Buchtipp des Monats Februar 2024 WIE DIE SCHWEDEN DAS TRÄUMEN ERFANDEN von Jonas Jonasson Jonas Jonasson präsentiert mit seinem neuesten Werk einen zauberhaften Feelgood-Roman, der ganz seinem unverkennbaren Stil entspricht. Der schwedische Autor zeichnet sich nicht nur durch seine eigenständige Sprache aus, sondern prägt auch diese Geschichte durch herrlich ehrliche und unperfekte Dialoge. Die Bürgermeisterin Julia Bäck setzt alles daran, ihre von Landflucht geplagte Heimatstadt Halstaholm zu retten. Ihr Plan: Einen deutschen Großkonzern ins schwedische Niemandsland locken. Währenddessen hegt der Chef von "Traumbett", Dr. Konrad Kaltenbacher Junior, Ambitionen, mit einer Fabrik in der Nähe von Stockholm den skandinavischen Markt zu erobern. Julias Charme und Improvisationstalent werden auf die Probe gestellt, um ihn für ihre Vision zu gewinnen. Um die Protagonisten ranken sich die typisch schrägen Gestalten, die Jonassons Werke so charakterisieren. Diese Figuren wachsen dem Leser rasch ans Herz, und man fiebert mit, ob die Ansiedlung des Weltkonzerns in der Provinz gelingt und Familie Kaltenbacher ein neues Zuhause findet. Doch natürlich gibt es Widerstand, insbesondere seitens des Stockholmer Consultants Kenneth Carlander, der sich nicht so leicht ausstechen lassen will. Die Lektüre bereitet enormen Spaß, da Julia ständig mit neuen Ideen überrascht, um Konrad Kaltenbacher für sich zu gewinnen. Ein Beispiel hierfür ist die spontane Umbenennung des Stadtkreisels in den Angela-Merkel-Kreisel. Das Buch lässt sich regelrecht durchfliegen, man hat es in kürzester Zeit verschlungen und möchte am liebsten von vorne beginnen. Die Grundidee ist fröhlich, die Umsetzung unbeschwert, die Figuren liebenswert, und die Dialoge sind herrlich komisch.  Buchtipp des Monats April 2024 DIE BÜCHER, DER JUNGE UND DIE NACHT von Kai Meyer Kai Meyers Buch beginnt mit einer Höllennacht im Jahr 1943 in Leipzig. Der 10-jährige Junge glaubt an den Weltuntergang, denn die Stadt wird die ganze Nacht mit Bomben beschossen. Überall lodern Feuer. Wände, Decken stürzen ein, Menschen verbrennen oder werden durch Geschosse getötet. Doch für den Jungen beginnt mit dieser Nacht ein neues Leben. Nach 10-jähriger Gefangenschaft ist der Weg plötzlich frei. Dank eines Mannes namens Mercurio kann er durch die Gluthitze der Stadt auf das Land fliehen. Doch den Schutz von Mercurio muss er sich immer wieder mit dem Entwenden von antiken und wertvollen Büchern verdienen. Das erste Buch entwendet er aus der brennenden Villa, wo der Junge jahrelang eingesperrt war. Das Buch «Alphabet des Schlafs» stellt sich als Verbindungsstück heraus, das den Jungen auch 30 Jahre später noch beschäftigen soll. Jakob und Juli Im Jahr 1933 begann bereits die Geschichte des Jungen, lange vor dieser Nacht des Jahres 1943. Die junge Buchverlegerstochter Juli beginnt eine Liäson mit dem Buchbinder Jakob Steinfeld. Doch diese Verbindung kommt aus verschiedenen Gründen bei den verschiedensten Gruppierungen und der Familie nicht gut an. Nach nur einer gemeinsamen Nacht bleibt Juli verschwunden. Der Buchbinder Jakob macht sich auf die Suche nach ihr. Eine tragische Liebesgeschichte in den Wirren der frühen Hitlerzeit mit unberechenbaren Braunhemden nimmt ihren Lauf.  Robert und Marie Erst Jahre danach stösst 1971 Robert Steinfeld, der Junge von damals zusammen mit Marie auf Ungereimtheiten bei einer Bibliotheksauflösung des damalingen Buchverlegers. Weshalb stehen Steinfeldgebundene Exemplare im Regal mit Fertigungssiegel und Datum nach Jakob Steinfelds Tod? Welche Rolle spielt das Buch «Alphat des Schlafs» dabei? Gibt es noch Familie von Robert ausser seinem Vater Jakob? Kai Meyer versteht es ausgezeichnet, die Geschichten von Jakob und Juli und ihrer Familie, mit der von Robert und Marie aber auch allen Nebenfiguren ineinander zu verweben. Und das nicht nur auf der Ebene der gemeinsamen Geschichte, sondern auch in den verschiedenen Zeitepochen.  Buchtipp des Monats Mai 2024 DAS WUNDER VOM CAFÉ DE PARIS von Klara Seewald In ihrem neuen Roman entführt uns die Autorin Klara Seewald in die Stadt der Liebe. Und wo können Wunder geschehen, wenn nicht in Paris. Der Buchhändler Benoît, die Unternehmerin Martine und die alte Marie-Louise haben eines gemeinsam, ihr Leben steht vor grossen Veränderungen. Als sich die Wege der drei im kleinen Café de Paris kreuzen, ahnen sie noch nicht, wie wichtig sie füreinander sein werden.  Das Buch ist eine herzerwärmende Geschichte, die wie eine wohltuende Umarmung ist. Während dem Lesen fühlt man sich in Paris sofort versetzt ans Ufer der Seine. Hier trifft man auf Benoit, der mit Herz und Seele Buchhändler ist, und den man sofort ins Herz schliesst. Schade, dass er ums Überleben kämpft, denn leider bleiben wenige Leute an seinem Stand stehen. Die zweite Protagonistin ist Martine, Anfang 40, erfolgreiche Unternehmerin. Sie wird von ihrem Mann unterstützt. Doch plötzlich stellt sich ihr die Frage: Ist das alles, was das Leben zu bieten hat und bin ich glücklich? Danny der Tänzer, der seinen Platz im Leben noch nicht so richtig gefunden hat, bringt Martines Gefühlleben ganz schön durcheinander. Zu guter Letzt ist das noch Marie-Louise, die fast erblindet ist. Sie lebt einsam in ihrem riesigen Haus auf Montmartre und denkt immer an ihre große Liebe zurück. Kaum zu glauben, dass alle diese Menschen im Café de Paris – das auch für die Leser zu einem ganz besonderen Ort wird - aufeinandertreffen. Mit der Zeit merken die Drei, wie wichtig sie einander sind.   Der Schreibstil der Autorin ist sehr locker und leicht zu lesen. Da das Buch aus den Perspektiven der verschiedenen Personen geschrieben ist, ist das Buch abwechslungsreich und niemals langweilig. Ein absoluter Gute-Laune-Wohlfühlroman, der einem unterhaltsame Lesestunden beschert. Der Roman ist genauso fluffig und warm wie das wunderschöne Cover.  Buchtipp des Monats Juni 2024 NINCSHOF von Johanna Sebauer Nincshof, ein kleines Dorf an der österreichisch- ungarischen Grenze, ist Schauplatz dieses überaus witzig geschriebenen Romans. Drei ortsansässige Männer haben es sich zum Ziel gemacht, dass ihr Dorf vergessen werden soll. Sie wollen alles wieder so haben wie es «Früher» mal war. So, wie es eine beinahe vergessene Legende erzählt. Die alte Erna Rohdiebl aus dem Dorf überrascht mit nächtlichen Aktivitäten und wird kurzerhand in die geheime Oblivisten Gruppe aufgenommen.  Bald kommen ihnen die Neuzuzüger in die Quere. Frau Isa Bachgasser ist eine berühmte Filmemacherin, die sich mit dem Umzug nach Nincshof aus der Öffentlichkeit zurückziehen will. Nun recherchiert sie aber gründlich nach der Nincshofer Legende und sorgt damit für Aufsehen. Zusätzlich freundet sie sich ausgerechnet mit Erna Rohdiebl an. Isa Bachgassers Mann, der Ziegenwirt, lebt sich derweil gut in die Dorfgemeinschaft ein, und will nun scharenweise Touristen ins Dorf locken. Damit verärgert auch er die Oblivisten sehr. Diese handelt umgehend krass.  Pointenreich beschreibt die junge Schriftstellerin aus Berlin in ihrem Debutroman die Gespräche der vier verschiedenen Charaktere über deren ausgefallenen Ideen, mit der sie ihr Dorf zurück zur grossen Freiheit ins «Nicht- bemerkt- Werden» verhelfen wollen. Empfehlenswert ist dieses Buch für alle, die der Hektik der heutigen Welt kurz entfliehen möchten und sich darauf einlassen können, dass unserer heutigen modernen Gesellschaft einen Spiegel vors Gesicht gehalten wird.  Buchtipp des Monats Juli 2024 WENN SIE WÜSSTE von Freida McFadden «Wenn du glaubst, diese Geschichte zu durchschauen, fängt sie erst an.» Dieses auf dem Buchrücken abgedruckte Zitat bringt diese Geschichte genau auf den Punkt.  Milli, die Hauptfigur versucht sich nach einer zehnjährigen Haftstrafe wegen Mordes wieder ins Leben einzugliedern. Mit diesem Hintergrund ist sie verzweifelt genug, auch Stellen anzunehmen, vor denen ihr Bauchgefühl eigentlich abraten würde. So kann sie ihr Glück kaum fassen, dass sie als Hausangestellte und Kindermädchen bei einer wohlhabenden Familie einen Job angeboten bekommt. Umso schöner, dass ihre neue Arbeitgeberin Nina sehr nett wirkt. Nur der Gärtner scheint Milli vor etwas warnen zu wollen. Und trotzdem:  diese Stelle ist für Milli vergleichbar mit einem Sechser im Lotto. Bei Arbeitsantritt beschleicht sie jedoch ein ungutes Gefühl. Trotz allem ist Milli froh, nicht mehr in ihrem Auto wohnen zu müssen und einen bezahlten Job zu haben. Alles scheint soweit klar und geordnet. Nina als ihre Chefin ist zwar sehr launisch und chaotisch, ihr Kind Cecelia eher beängstigend und respektlos aber immer wie aus dem Ei gepellt. Und der Hausherr Andrew ist charmant, sehr attraktiv und voller Verständnis. Wenn da nur nicht das Gefühl wäre, etwas stimme nicht. Doch dann beginnt Nina Dinge zu tun, die völlig verrückt sind und Milli das Leben zur Hölle machen. Was stimmt nicht mit ihr? Ist sie psychisch krank? Hat Andrew deshalb so viel Mitleid und Verständnis für Milli? Überhaupt werden Milli und Andrew durch die Verrücktheiten Ninas immer zu engeren Verbündeten. So nehmen die Dinge ihren Lauf, ohne dass der Leser ahnt, welch perfides Spiel gespielt wird.  Die unerwarteten Wendungen dieser Geschichte fesseln einen geradezu an dieses Buch. Die Autorin McFadden versteht es, die Spannung von Beginn weg aufrecht zu erhalten und lässt die Leser staunend über ihr Talent zu schreiben und zu kombinieren zurück. Da muss man unweigerlich auch das zweite Buch über Milli «Sie kann uns hören» (auch in der Bibliothek erhältlich) gelesen haben.  Buchtipp des Monats August 2024 MISS BENSONS REISE von Rachel Joyce Als die Lehrerin Margery Benson einen herben Rückschlag an ihrer Schule erleidet, beschließt sie, ihren Lebenstraum zu verfolgen: die Entdeckung des goldenen Käfers in Neukaledonien, den ihr Vater ihr in ihrer Kindheit zeigte. Entschlossen begibt sie sich auf diese abenteuerliche Expedition, raus aus dem grauen London der fünfziger Jahren, begleitet von der jungen und geheimnisvollen Enid Pretty. Die beiden Frauen könnten unterschiedlicher nicht sein: Margery, die gewissenhafte und entschlossene Lehrerin, und Enid, die lebhafte und undurchsichtige Assistentin. Auf den ersten Blick erscheint ihre Reise wie ein Rezept für Chaos und Missgeschicke. Doch die Autorin Rachel Joyce schafft es meisterhaft, eine Geschichte voller unerwarteter Wendungen und humorvoller Situationen zu weben, die die Leser*innen immer wieder überrascht. Trotz der zahlreichen komischen Momente bleibt die Erzählung stets warmherzig und tiefgründig. Joyce stellt die Träume und Hoffnungen der beiden Frauen in den Mittelpunkt, die trotz vieler Rückschläge nie aufgeben. Der erzählerische Ton ist einfühlsam und liebenswert, wodurch die Protagonistinnen einem allmählich ans Herz wachsen.  Buchtipp des Monats September 2024 SO IST DAS NIE PASSIERT von Sara Easter Collins Was als zwangloses Essen unter Freunden und Geschwistern beginnt, wird ein Abend, den niemand so schnell vergessen wird.  Willa ist Teil dieses Dinners. Als Schulfreundin und ehemalige erste Liebe von Robyn gehört sie praktisch zu Robyns Familie. Robyn, mittlerweile verheiratet mit Cat und Mutter von 3 Kindern richtet das Essen aus. Mit dabei sind auch Willas Freund Jame, Robyns Bruder Michael und dessen neue Freundin Liv, sowie Cats Bruder Nate mit seiner geheimnisvollen neuen Freundin Claudette. Da Nate und Claudette zu spät zur Gesellschaft stossen, haben sie nicht alle persönlich begrüsst, um die muntere Tischgemeinschaft nicht aus dem Gespräch und dem Essen zu holen. Diese Tatsache wird noch viel zum Ausgang des Abends beitragen….   Nebst belanglosem Geplauder entspinnt sich eine heisse Diskussion darüber, welche erste Erinnerungen die Gäste haben und ob diese suggeriert sind oder der echten Wahrheit entsprechen. Liv, angehende Psychologin weiss viel darüber zu erzählen und vertritt die These, dass die meisten Erinnerungen mit der Zeit durchwässert oder an eine zurechtgerückte Wahrheit angepasst werden. Was Liv nicht wissen kann, ist, dass Willa eine schwierige Kindheit hatte und seit ihrer Jugendzeit nach ihrer plötzlich verschwundenen Schwester sucht. Aufgerüttelt durch das Tischgespräch entwickelt sich parallel zur Tischgeschichte die ganze Geschichte von Willa, ihrer Schwester Laika und ihrem Elternhaus. Willa fragt sich: Was an meinen Erinnerungen ist echt? Ist das so passiert? Kann es sein, dass nach 20 Jahren ihre Schwester noch am Leben ist und sich genauso an einem Tisch mit Freunden befindet wie Willa jetzt? Ist es möglich, dass Nates Freundin Claudette ihrer Schwester ähnelt? Wenn da bloss nicht der französische Akzent wäre… Oder sieht Willa wie schon so oft ein Gespenst ihres sehnlichsten Wunsches, ihre Schwester zurückzubekommen?  Im Buch «So ist es nie passiert» von Sarah Easter Collins entwickelt sich eine dramatische und gleichsam traurige Geschichte einer Familie. Der Roman lebt durch die verschiedenen Figuren und deren Charakteren genauso wie durch die Spannung von Gesagtem, Wahrgenommenem und Ungeschriebenem. Es lohnt sich, sich mit an den Tisch zu setzen und ein Dinner der anderen Art mitzuerleben.  Buchtipp des Monats Oktober 2024 MITTEN IM WIND von Thomas Röthlisberger Mitten im Wind, so heisst der Buchtitel. Passend wäre auch Mitten im Wald, oder Mitten im Wirrwarr, im dem sich die Hauptfigur, Matti Nieminen befindet. Gleich zu Beginn des Romans ist man mittendrin in einer geheimnisvollen, düsteren Atmosphäre und die Vergangenheit kommt Schritt für Schritt ans Tageslicht, wenn dies auch nicht alle Beteiligten wünschen. Es ist eine schwarze Katze, die sich zuerst mit Mattis Hund anfreundet, oder zumindest geduldet wird, bevor sie sich auch ins Herz des alten Nieminen schleicht. Pekka taucht wieder auf, Mattis einstiger Freund, nun ärgster Feind. Der Polizeibeamten Henrik nimmt seine Nachforschungen wieder auf. Er soll die alten Geschichten rund um illegalen Pelzhandel, unerlaubten Liebschaften und einem ungeklärten Schuss im Dunkeln klären. Matti Nieminen muss sich, ob er nun will oder nicht, seiner Vergangenheit stellen. Er kommt dabei weit im Land umher und erlebt durchaus auch Amüsantes. Liebevoll beschriebene Ereignisse wechseln sich ab mit gruseligen Episoden, die auch mal in derber Sprache beschrieben werden. Und immer wieder scheint die Lösung des grossen Rätsels für Matti ganz nah zu sein und doch unerreichbar weit weg.  Der bald 70jährige Berner Schriftsteller Thomas Röthlisberger entführt uns in die Wälder und Weiten von Finnland. Sein vorheriges Buch «Steine» war vor 2022 nominiert für den Schweizer Buchpreis. Ob es dieser Roman auch schafft?  Buchtipp des Monats November 2024 IN DEN FARBEN DES DUNKELS von Chris Whitaker Wer kennt es nicht. Ein kurzer Moment der Unaufmerksamkeit oder eine sekundenschnelle Entscheidung kann ein ganzes Leben verändern.   So geschieht dies auch in einem kleinen beschaulichen Städtchen Amerikas. Patch ein 13-jähriger Junge, der bereits unter erschwerten Bedingungen mit seiner labilen Mutter aufwächst, trägt aufgrund eines fehlenden Auges eine Augenklappe. Um damit besser umgehen zu können, erzählt ihm die Mutter von klein auf, er selbst sei ein Pirat. Nicht ahnend, dass diese Annahme in Patch Kräfte mobilisiert, die sein Leben verändern wird.  Saint, Patch’s gleichaltriges Nachbarsmädchen ist seine einzige Freundin. Schon früh, verbringen sie viel Zeit und helfen einander, mit der jeweiligen Situation des Anderen um zu gehen. Saint hat ihre Eltern verloren und lebt bei Norma, ihrer Grossmutter.  Als eines Morgens Misty, das hübscheste Mädchen der Schule im Wald angegriffen wird und Patch zufällig dazukommt, zückt er in Piraten Manier sein Entermesser und geht auf den Angreifer los. Misty entkommt, Patch bleibt verschwunden.   Eine lange Suche beginnt. Dank Saints Hartnäckigkeit wird Patch befreit. Doch Grace, die mit ihm zusammen knapp ein Jahr lang in der Dunkelheit gefangen war, bleibt verschwunden. Nur durch sie konnte er während seiner Gefangenschaft durch ihre Erzählungen Farben und Formen, Geschichten und Stätten virtuell besuchen und so überleben. Patch findet nach seiner Befreiung nicht recht ins Leben zurück. Er vermisst Grace, beginnt sie zu malen. Nach unzähligen Versuchen hat er ihr Abbild nach seinen Tasterfahrungen und Graces Erzählungen geschaffen. Nun macht er sich durch ganz Amerika auf die Suche nach ihr. Dabei bleibt er seinem Piratenbild treu, überfällt Banken um als moderner Robin Hood Suchorganisationen für vermisste Kinder zu unterstützen. Ob er Grace je findet? Oder ist sie doch nur ein Phantom seiner Vorstellung und Überlebensstrategie und es hat sie nie gegeben?   Ein kurzer Schicksalsmoment und das Leben von Patch, Saint, Misty aber auch von Patch’s Mutter, Chef Nix und dem Arzt Dr. Tooms nehmen eine Wende. Das Buch von Chris Whitaker wandelt zwischen Thriller, spannendem Krimi, emotionalem Drama, einer Liebesgeschichte und packendem Gesellschaftsroman.  Er zeigt nicht nur wie schillernd Farben im Dunkeln sein können, sondern auch wie viel wir Menschen aus Liebe bereit sind für andere zu tun. Es ist eine eindrückliche Reise durch mehrere Jahrzehnte mit erstaunlichem Ausgang. Ein echtes Leseerlebnis voller Wärme und Hoffnung.